Golf gehört zu den schönsten Erfindungen des Universums, dennoch kann es bisweilen sehr grausam und frustrierend sein. Diese seelische Pein verleitet uns zu allerlei lustigen Verhaltensweisen. Wir suchen Gurus auf, damit sie auch uns endlich in das Geheimnis des Golfs einweihen, nur um zu merken, dass entweder der Guru es selbst nicht kennt oder es scheint, dass er es einem erst nach dem Kauf einer unbezahlbaren 10er Karte preisgeben möchte.

 

Wir lesen allerlei Artikel und Zeitschriften, kaufen die teuersten und besten Schläger und finden allerlei irrwitzige Erklärungen für Unerklärliches auf dem Golfplatz. Wir studieren minutiös nicht mehr nur die Schwungbewegungen der Profis, sondern mittlerweile auch ihre Routinen auf dem Platz und sogar beim Warmup auf der Range. Und irgendwo in diesem Nebel ist der heilige Gral versteckt, man muss ihn nur lange genug suchen!

 

Nun, jetzt habe ich eine schlechte Nachricht und eine gute Nachricht für Sie:

 

Die Schlechte zuerst:
Den heiligen Gral des Golfs gibt es nicht.

 

Nun die Gute:
Den heiligen Gral des Golfs gibt es nicht.

 

Nach anfänglicher Ernüchterung werden Sie die Befreiung erkennen: Lassen Sie es auf sich wirken und genießen Sie es.

 

Warum spielen Sie Golf?

 

Womöglich ist die Antwort auf diese Frage ein Konglomerat aus inneren und äußeren Faktoren: um mit Ihren Lieben Zeit verbringen zu können, der Gesundheit und Naturverbundenheit wegen oder aber einfach aus Spaß und der Faszination dieser Sportart wegen. Vermutlich überwiegen bei Ihnen die letzten beiden Möglichkeiten, sonst würden Sie diesen Artikel nicht lesen.

 

Wann macht Golf Spaß?

 

Nüchtern betrachtet könnte man sagen, immer dann wenn das Ergebnis besser als Ihre Erwartung ist. Sie können sich ab jetzt also glücklich schätzen, wenn Sie zu der Fraktion von Golfern gehören, die sich gewöhnlich nach zwei aufeinanderfolgenden Sockets entscheiden, den nächsten Schlag derart zu toppen, dass der Ball im nassen Boden versinkt. Mit Ihrer daraus resultierenden Erwartungshaltung können Sie also auch mit einem angedünnten Spitzentreffer, der halbwegs geradeaus fliegt, riesig Spaß haben. Schlimmer hat es da schon die guten Golfer erwischt: Da fliegt schon mal der Schläger wenn der Drive bei 290 Metern in den Fairwaybunker rollt.

 

Ganz so nüchtern ist es natürlich nicht. Es gibt zahlreiche weitere Faktoren, warum Golf ein wunderbarer Sport ist und Spaß machen kann: Entdeckerfreude, Spaß an der Gesellschaft, die Faszination, sich anhand dieses Spiels besser kennen zu lernen, der Spaß am sportlichen Vergleich, Spaß daran am Schwung zu arbeiten und viele mehr. Dennoch steckt viel Wahrheit dahinter: Ihre Freude bemisst sich an Ihrer Erwartungshaltung. Und wenn Sie besser werden, steigt Ihre Erwartungshaltung gleichsam mit, wenn nicht sogar noch mehr!
Sie werden sofort erkennen, dass der Golfnovize, der zum ersten Mal seinen Ball 50 Meter geradeaus befördert, mehr Spaß hatte als Rory McIlroy, der seinen 300 Meter Drive leicht nach rechts verzieht.

 

Wie können Sie also wieder Spaß haben?

 

Indem Sie aufhören, einer Illusion nachzurennen. Sie werden nicht glücklicher, wenn Sie besser sind. Golf macht Spaß bei dem Versuch besser zu werden. Es ist also das TUN was uns Spaß macht, nicht das ERREICHEN. Auch im Alltag sind wir geneigt, Zielen in der Zukunft nachzueifern und dabei völlig das Jetzt zu vergessen. Nur wird die Zukunft auch im Jetzt stattfinden, man könnte sogar sagen sie wird demnach auch nie kommen. Alles andere sind Gedankenkonstrukte, die außerhalb unseres mit Schwungtheorien gefüllten Kopfes nicht existieren. Machen Sie sich frei davon, besser werden zu müssen oder irgendetwas erreichen zu müssen. Es wird Sie nicht glücklich machen. Kurzfristig sicherlich, nur so werden Sie weiter mit dem Esel der Karotte hinterhereifern. Erfolge verblassen und müssen wiederholt werden, sodass das neu entdeckte Geheimnis des Golfschwungs hat am nächsten Tag schon keine Wirkung mehr.

 

Die beste Nachricht ist, dass Sie alles so weitermachen können wie bisher, sollten Sie dies wünschen. Alles, was sich ändert, ist ein kleiner Shift des Bewusstseins. Sie können weiter mit dem Notizblock die Liveübertragung der PGA Tour verfolgen und jedes Waggle ihres Lieblingsspielers zählen in der Hoffnung, dass dies ihr Golfspiel verbessert. Sehen Sie sich dabei zu und lächeln. Haben Sie Spaß an diesem Moment und an jenem, an dem Sie es auf der Range ausprobieren und furchtbare Kröten damit schlagen.

 

 

Jenseits des Ballflugs liegt ein Ort, dort werden Sie die Zufriedenheit treffen.